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Gott ist unsere Zuversicht und Stärke

 

Über 30 Jahre hielt ich es als Ehefrau bei meinem alkoholabhängigen Mann aus.

Im Jahre 1967 fand nach einer wunderschönen Kennenlernphase meine Vermählung mit einem lieben Glaubensbruder statt. Um Adalwin heiraten zu können, habe ich meine Heimat- und Geburtsstadt wechseln müssen, ebenso die Gemeinde und den Arbeitsplatz. Eine völlige Neuorientierung auf vielen Ebenen meines Lebens war angesagt. Aber, so dachte ich, ich habe ja Adalwin an meiner Seite.

So wäre nun mal die Ehe

Vier Wochen waren wir verheiratet, als ich meinen geliebten Mann erstmalig im volltrunkenen Zustand erleben und erfahren musste. Mein Entsetzen wuchs ins Unermessliche, als meine Schwiegermutter mir erklärte, dass würde ich von nun an öfter erleben. So wäre nun mal die Ehe. Andere Männer würden auch trinken, außerdem hoffte sie, ihr Sohn, da er nun eine Frau, Aufgaben und Pflichten hätte, würde von nun an weniger trinken. Das war tatsächlich ihre ehrliche Annahme.

Das Gegenteil war der Fall. In noch viel umfangreicherem Ausmaß konsumierte mein Mann Alkohol. Am Arbeitsplatz begann schon mal die Aufwärmphase. Nach Feierabend kam er in aller Regel in angetrunkenem oder auch volltrunkenem Zustand nach Hause, wo ich ihn von Angst geprägt und voller Sorge erwartete. Denn mein Mann war in betrunkenem Zustand nicht mehr menschlich, sondern unberechenbar.

Wenn er überhaupt das zubereitete Abendessen zu sich nahm, stand er anschließend auf, grapschte nach meiner Geldbörse, entnahm ihr alles Geld, was darin steckte und suchte „seine“ Lokalität auf. In aller Regel kehrte er nachts gegen zwei Uhr zurück. Manchmal verlief der Rest der Nacht ruhig, öfter aber hat er randaliert. Er riss Geschirr aus dem Schrank und warf es durch das geschlossene Fenster nach draußen. Die Blumentöpfe fegte er von der Fensterbank und beschimpfte mich übel. Auch passierte es, dass er nach zwei Uhr nachts erneut Geld von mir forderte. Wenn ich es ihm nicht geben wollte oder konnte, holte er sich Nachschub bei seiner Mutter. Er kam dann erst morgens gegen sieben Uhr zurück, um dann den Tag über seinen schweren Rausch auszuschlafen.

Bei den Nachbarn bat ich um Entschuldigung

In solchen Situationen deckte ich ihn und meldete ihn bei seinem Arbeitgeber krank. Bei den Nachbarn bat ich um Entschuldigung dafür, dass mein Mann sie zu nächtlicher Stunde aus dem Bett geschellt hatte. Zwar besaß er einen Wohnungsschlüssel, den er aber in seinem alkoholisierten Zustand nicht mehr zu benutzen wusste. Die richtige Schelle zu betätigen, war wohl schwierig. Manchmal fand er auch den richtigen Hauseingang nicht. Passiert ist es auch, dass er mit einer Taxe vorgefahren kam. Der Taxifahrer klingelte  bei uns und verlangte von mir die Bezahlung der Fahrt mit dem Hinweis, meinen Mann könnte ich da vorn von der Straße auflesen, auf seinen Beinen stehen könnte er aber nicht mehr.

Im Dorf begegnete mir eines Tages der Besitzer eines Lokals und bat mich dann, die Zechschulden von Adalwin bei ihm zu begleichen. Oder, ein Herr aus unserer Nachbarschaft klingelte an unserer Wohnungstür und erklärte, der Mantel meines Mannes hinge im Haus XY, seine Tasche samt Zeitung stünde auch dort. Mein Mann war bei einer Tageszeitung beschäftigt. Er kam seiner Arbeit nicht mehr korrekt nach. Erlebnisse, wie vorangegangen beschrieben, hatte ich zuhauf.

Fehlende Erfahrung im Umgang mit Suchtkranken

In solchen Momenten schämte ich mich, dass ich einerseits mit einem alkoholkranken Mann verheiratet war und andererseits fühlte ich mich mitschuldig. Da ich vor unserer Ehe nie mit Alkoholproblemen konfrontiert worden war, hatte ich keine Ahnung, wie ich adäquat mit der gegebenen Situation umgehen sollte. Von mir gemachte eklatante Fehler haben ganz sicher dazu beigetragen, dass sich die Lage bei uns noch viel prekärer entwickelte.

Aber ich fühlte mich lernfähig. So entwickelte ich zunehmend Strategien, um einigermaßen Ruhe in der Wohnung zu behalten und nicht nach außen dringen zu lassen, was bei uns Sache war. Das Muster der Co-Abhängigkeit bediente ich bestens. Allerdings war mir der Begriff Co-Abhängigkeit zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt. Auch wusste ich nur schemenhaft, es gibt Selbsthilfegruppen, aber wo? Wie funktionieren sie? Darüber hatte ich kein Wissen. Freunde, Bekannte, hatten wir nicht. Daher fanden keine gegenseitigen Besuche oder gemeinsame Aktivitäten statt. Bestenfalls anlässlich eines Geburtstages kamen die Angehörigen Adalwins zu uns. Die Isolation war also perfekt, denn auch in der Gemeinde hielt man Abstand zu uns. Was ich heute verstehen kann.

Ein fester Halt in den vom Alkoholabusus meines Mannes geprägten Jahren war unser Vorsteher. In liebevoller Weise hat er mir oft Worte des Trosts und der Aufrichtung nach einem Gottesdienst, bei einer Begegnung im Dorf oder auch vor Beginn einer Chorprobe in mein Herz gelegt. In schneller Folge wurden uns fünf Kinder geboren, darunter einmal Zwillinge. Zwei der Kinder sind nach kurzem Erdenleben in die Ewigkeit abberufen worden. Noch mehr bemühte ich mich in diesen Jahren, alles so zu handhaben, wie es Adalwin angenehm war. Ich wollte ihm keinen Anlass liefern, noch intensiver zu konsumieren.

Nach neun Jahren die erste Entziehungskur

So vergingen neun Jahre. Adalwin brach am Arbeitsplatz öfter zusammen und wurde von dort entweder in ein Krankenhaus gebracht oder eben auch nach Hause. Bald bekam er auch epileptische Anfälle, und es folgte ein Delirium. In dieser Phase, wo mir alles unerträglich, aber auch unsinnig erschien, habe ich mit Gott sehr gehadert. Ich fragte nach dem Warum und gleichzeitig schrie ich auf Knien zu Gott, er möge doch endlich diese unerträglichen, unwürdigen Verhältnisse zum Guten wenden. Mir war bewusst, Gott lässt dies alles zu. Dennoch hielt ich fest in dem Gedanken des Bibelworts aus Psalm 62, 2f: "Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft. Denn er ist mein Fels, meine Hilfe, mein Schutz, dass ich gewiss nicht fallen werde." Doch eine Modifizierung der Verhältnisse trat zunächst nicht ein.

Die Verhältnisse änderten sich zunächst

Eines Tages war Adalwins Arbeitsplatz bedroht. Ihm sollte gekündigt werden. In bester co-abhängigen Manier verhandelte ich mit dem Personalchef und erreichte, dass meinem Partner nicht gekündigt wurde. Dies setzte als Auflage voraus, dass Adalwin eine Entziehungskur absolvieren sollte.

In der Klinik am Hellweg in Oerlinghausen waren für meinen Mann sechs schwere Monate zu durchleben. In dieser Zeit habe ich ihn oft besucht. Ich führte mit seinem Therapeuten und mit den Psychologen der Klinik informative Gespräche. Fazit dieser Unterhaltungen war, ich würde nie einen wirklichen Ehemann an meiner Seite haben. Bei ihm gäbe es Defizite, die so schwerwiegend wären, dass die Psychologen nicht daran rühren mochten. Ich müsste entscheiden, ob ich mit ihm weiter zusammenleben möchte.

Ich blieb bei meinem Mann

Ganz selbstverständlich habe ich mich für meinen Mann entschieden, auch wenn ich voller Ängste im Hinblick auf eine weitere gemeinsame Zukunft war. Vertrauen in die Tatsache, dass Adalwin nach seiner Entwöhnung nicht mehr trinken würde, hatte ich nicht. Wie gehabt, erwartete ich ihn nach der Arbeit voller Angst. Ich hörte schon an der Art, wie er die Wohnungstür aufschloss, in welch einer Verfassung er war. Dem entsprechend verhielt ich mich. Immer bemüht, den möglichen Rückfall zu vermeiden. Jedenfalls, was ich dazu tun konnte, habe ich versucht zu tun. Dass ich mich weiterhin co-abhängig verhielt, war mir nicht bewusst. 

Für einige Monate nach Adalwins Aufenthalt in Oerlinghausen entwickelte sich eine harmonische und verständnisvolle Zeit mit einem schönen Für- und Miteinander. Leider kam der Zeitpunkt, an dem auch ich, trotz allen Wiederstrebens, dazu stehen musste, dass mein Mann rückfällig war. Sein Rückfall verlief leise, aber er war gegeben. Resignation und Erschöpfung waren die Gegebenheiten in diesem Lebensabschnitt für mich. Meiner Persönlichkeit fehlten Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen. Ich wollte diese Defizite überwinden und entschied Kontakte zu anderen Menschen aufzubauen. Für fünf Stunden am Tag übte ich wieder einen Beruf aus.

Kontakte nach außen wurden mir wichtig

Als Nächstes beteiligte ich mich am Reinigen der Kirche. Es folgte die Betreuung der Vorsonntagsschulkinder. Das Singen im Chor hatte mich schon von Jugend an stets begeistert, und ich beteiligte mich auch dort. Selbstverständlich sorgte und kümmerte ich mich um meine drei chronisch kranken Kinder. Meine Kinder haben alle eine unheilbare Autoimmunkrankheit. Kausal verantwortlich soll dafür nach Auskunft der Ärzte/Psychologen das Miterleben von Suchtmittel- und Co-Abhängigkeit bei den Eltern sein. Einmal in der Woche putzte ich die Wohnung meiner Schwiegermutter und besuchte im Pflegeheim meine Mutter oder häufiger auch im Krankenhaus, in dem sie öfter verweilen musste.

Dass ich mich überfrachtet hatte, habe ich zu dem Zeitpunkt für mich nicht so realisiert. Mein Körper und meine Psyche reagierten aber nun auf diese Überforderung. Drei- bis viermal die Woche bekam ich schwere Schwindelattacken, begleitet von Übelkeit, Erbrechen, Hör- und Sehstörungen. Diese quälenden Attacken gingen über einen Zeitraum von zwanzig Jahren. Die Zeit verging. Unsere Kinder verließen ihr Elternhaus. Mein Mann konsumierte immer noch seine Bierchen, aber zu meinem Erstaunen, recht kontrolliert. Dennoch, erschöpft von dem Jahrzehnte langen Kampf, der vielen Sorgen und Ängste, hatte ich nun den Gedanken an Trennung.

Scheidung nach 30 Jahren Ehe

Mein Leben, dass wusste ich nun definitiv, hatte ich in Co-Abhängigkeit verbracht und meinem Mann und auch meinen Kindern damit nichts Gutes getan. Das war eine erschütternde und schlimme Erkenntnis, die mich total erschöpfte. Die Schwindelattacken quälten mich und erste Anzeichen für weitere Krankheiten musste ich wahrnehmen. Viel Selbstreflexion hatte mich erkennen lassen, was die Ursachen waren, einerseits für die Trunksucht und die Lebensuntüchtigkeit meines Mannes und andererseits für meine intensiv gelebte Co-Abhängigkeit. Nach einem umfassenden Prozess des Nachdenkens und des Abwägens gelangte ich zu der Entscheidung, mich nach dreißig Jahren Ehe von Adalwin zu trennen.

Trotz der Scheidung sind wir in Verbindung geblieben. Ich war mir bewusst, dass Adalwin in vielen Dingen Hilfe und Unterstützung brauchte. Auch wenn ich nicht für ihn verantwortlich war, fühlte ich mich aber so. Sicher, auch das ist ein Muster der Co-Abhängigkeit sowie die Entscheidung für ein „Märtyrerdasein“ einer mit betroffenen co-abhängigen Person. 

Wir haben Abschied genommen

Vor vier Jahren ist Adalwin in die Ewigkeit abberufen worden. Unsere Kinder und ich haben in Würde von ihm Abschied genommen und wünschen ihm in der Ewigkeit einen Platz des Friedens und der Geborgenheit. In mir ist heute ein großer Frieden und eine tiefe Dankbarkeit gegenüber unserem himmlischen Vater, der immer, wenn ich heute so auf mein Leben zurückschaue, mir beigestanden hat.

Und es bleibt Gottvertrauen

Leider sind für mich Gottesdienstbesuche nach drei Schlaganfällen, zwei Herzinfarkten und anderen Krankheiten und seit einem Jahr auch Taubheit, nicht mehr möglich. Dennoch, ich vertraue unserem Gott, er wird weiterhin mit mir sein. Im Bibelwort aus Psalm 46,2 heißt es: "Gott ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben."

18. Dezember 2013

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